Täterbiografie Franz von Stephani.
Vortrag/Musik/Diskussion
18 Uhr, Kiezraum auf dem Dragonerareal
Download hier: Flyer GLOX_Taeterbriografie_2024-01-11
UpStadt entwickelt den GLOX – den Geschichts- und Lernort Kreuzberg
18 Uhr, Kiezraum auf dem Dragonerareal
Download hier: Flyer GLOX_Taeterbriografie_2024-01-11
+ + Ausstellung online: tour.glox.berlin + +
UpStadt e.V. lädt ein zur Eröffnung seiner ersten Ausstellung.
Samstag, 2.9.2023, 15:00 Uhr
Ort: hinter dem Finanzamt Kreuzberg. Zugang über den Parkplatz Mehringdamm/Ecke Obentrautstraße
Die Ausstellung zeichnet die Entwicklung des ehemaligen Kasernengeländes hinter dem Finanzamt Kreuzberg nach: von der gemeinschaftlich genutzten Weidefläche der Tempelhofer Bauern bis zur gemeinwohlorientierten Quartiersentwicklung der Gegenwart.
Die militärische Überformung des Geländes seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist ebenso Thema wie das ‚Zentrum der Automobilität‘, das dort nach dem Ersten Weltkrieg entstand.
Einen Schwerpunkt legt die Ausstellung auf die Revolutionszeit 1918/1919. Am 11. Januar 1919 fand hier ein Ereignis statt, das die Gewalt eskalieren ließ und für die erste deutsche Demokratie zur schweren Bürde wurde: Sieben unbewaffnete Revolutionäre wurden im Hof von der Kasernenbesatzung grausam misshandelt und ermordet. Das Dragonerareal ist daher auch ein Ort kritischer deutscher Demokratiegeschichte mit Bezügen zur Gegenwart. Damals wie heute geht es um die Gefährdung der Demokratie, Hetzrede, Verschwörungserzählungen und den Aufbau von Feindbildern.
Eine digitale, barrierefreie Version der Ausstellung – gestaltet von der Künstlerin Maria Korporal – gibt es ab dem 2.9.2023 auch im Internet unter tour.glox.berlin
UpStadt e.V. setzt sich für die Einrichtung eines Geschichts- und Lernorts [GLOX] in den historischen Kasernenställen ein.
Treffpunkt: Zugangsbereich zum Gelände am Mehringdamm am Nordende des Finanzamtes (Standort des Aktionscontainers).
Führung über das Gelände hinter dem Finanzamt Kreuzberg, dem sogenannten Dragonerareal im Rathausblock. Die Geländegeschichte, die vielen bauhistorischen Spuren und Schichten sowie die damit verbundenen historischen Ereignisse spiegeln Stadtgeschichte und deutsche Geschichte insgesamt. Der Tag des offenen Denkmals 2023 steht in Berlin unter dem Motto „Voller Energie“. Gemeint ist auch die „goldene Energie“, der kulturelle und erinnerungskulturelle Mehrwert des baulichen Erbes – und dieser ist hier in vielen Dimensionen zu entdecken.
UpStadt e.V. i.G.s.
Uta Wehde und Holger Gumz
Anmeldung empfohlen:
Holger Gumz: / 0170-576 20 38 / holger.gumz{at}t-online.de
Flyer: 2023-01-11_GLOX_Veranstaltung_Flyer_final
Ort: Club Gretchen, Obentrautstr. 21 | Beginn: 19:00
Eintritt frei – über Spenden freuen wir uns.
Die Geschichte des rechten Terrors in Deutschland begann nicht mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten, sondern am Ende der Revolution 1918/1919.
Emil Julius Gumbel hat die politischen Morde in der Weimarer Republik dokumentiert. Wer war dieser Mann, der als engagierter Chronist und wachsamer Mahner den rechtsextremen Terror beobachtet und aufgezeichnet hat?
Prof. Dr. Gideon Botsch von der Emil Julius Gumbel Gesellschaft e.V. wird uns Emil Julius Gumbel und dessen 1921 erschienenes Buch „Zwei Jahre Mord“ vorstellen. Anschließend diskutieren wir über den Rechtsextremismus damals und heute mit unseren Gästen:
Prof. Dr. Gideon Botsch, Politikwissenschaftler, Universität Potsdam.
Heike Kleffner, Journalistin und Autorin, Geschäftsführerin des Verbands der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt.
Prof. Dr. Christoph Kopke, Politikwissenschafter und Historiker, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.
Die Veranstaltung erfolgt in Kooperation mit der Emil Julius Gumbel Gesellschaft e.V.
Ort: Club Gretchen, Obentrautstr. 21
Beginn: 19:00
Lesung und Publikumsgespräch mit Florian Huber, Dokumentarfilmer und Historiker, zu seinem Buch „Die Rache der Verlierer – Die Erfindung des Rechtsterrors in Deutschland“.
Die Geschichte des rechten Terrors in Deutschland begann nicht mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten, sondern am Ende der Revolution 1918/1919 mit einer Verschwörung gegen die entstehende Weimarer Republik. Dies führte in den frühen zwanziger Jahren zu einer blutigen Mordserie. Florian Huber beschreibt Milieus und Gefühlswelten, Ressentiments und Ziele, Strukturen und Netzwerke der Täter von damals und kontrastiert dies mit Haltungen und Aussagen von heutigen Vertretern der extremen Rechten.
11:00 Uhr, Dauer ca. 2 Stunden.
Treffpunkt: Ecke Mehringdamm/Obentraustr.
Das Dragonerareal hinter dem Finanzamt Kreuzberg hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Und seit 2017 werden neue Formen der zivilgesellschaftliche-kommunalen Kooperation erprobt, um die künftige Entwicklung des Areals unter intensiver Mitbeteiligung der Nachbar*innen zu planen. Auf diesem Spaziergang über das Areal erfahren Sie viel über die Historie – und den Stand der Planungen. Bereichert wird die Führung durch Lieder zu Ereignissen, die es auf dem Gelände gab.
Die Veranstaltung erfolgt in Zusammenarbeit mit Stattreisen Berlin. Eine vorherige Ameldung ist erforderlich über: kontakt@upstadt.de oder über www.stattreisenberlin.de.
Wir bitten im Rahmen der aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen, auch im Freien Maske zu tragen, sobald wir als Gruppe zusammenstehen!
Treffpunkt (GEÄNDERT!): Ecke Obentrautstr./Mehringdamm – Parkplatz LPG
Der Tag des offenen Denkmals hat auf Bundesebene das Motto „Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“. Das Land Berlin hat sich hingegen für das Motto „Sinnlich & Sinnvoll“ entschieden. Bei unserem musikalischen Spaziergang adressieren wir beide Mottos!
Es gibt Infos und Live-Musik. Es geht sowohl um bestehende als auch um verschwundene Bauten, um Profanes und Edles, Schönes und Schreckliches auf dem Areal der ehemaligen Kaserne des 1. Gardedragoner-Regiments in Kreuzberg und drumherum.
Darüber hinaus erfahren Sie etwas zum partizipativen „Modellprojekt Rathausblock Kreuzberg“ und zum geplanten aktiven „Geschichts- und Lernort Kreuzberg“ (GLOX).
UpStadt e.V. i.G.
Uta Wehde und Holger Gumz
Anmeldung empfohlen:
Holger Gumz: / 0170-576 20 38 / holger.gumz{at}t-online.de
Nachtrag vom 3. Februar:
Das Projekt hat sein Fundingziel erreicht. Wir gratulieren!
Das Crowdfunding für die Dokumentation Kleinod vor dem Umbruch hatte im ersten Anlauf sein Fundingsziel zum 15. Januar leider nicht geschafft. Doch Dank der Fristverlängerung und stetigen Bemühungen fehlen nur noch ein paar Euro.
Sie fragen sich:
Warum sollte auch ich dieses Projekt unterstützen?
Ulrike Hartwig und Sebastian Nagel antworten wie folgt (Zitat):
„Das Dragonerareal und die unterschiedlichen Blickwinkel derjenigen, die davon erzählen, werfen viele wichtige Fragen auf, die uns als Gesellschaft bewegen. Die Zeit ist deutlich begrenzt, um die Dokumentation unseren Vorstellungen entsprechend umzusetzen, da die Vorbereitungen für die Baumaßnahmen schon begonnen haben und die Umgestaltungen, die das Dragonerareal unwiderruflich verändern werden, bald beginnen werden.
Es kümmern sich viele um die Vergangenheit und viele um die Zukunft, aber niemand hält die Gegenwart für die Zukunft fest, um das festzuhalten, was gerade ist, bevor es zerstört oder erneuert, aufgeputzt oder abgetragen, abgerissen oder neu gebaut wird…
Es gibt nicht mehr viele Orte dieser Art in Berlin. Je mehr wir uns mit dem Dragonerareal auseinandersetzen, unser Wissen über seine Geschichte wächst und wir mit den Akteuren dort zu tun haben, umso bewusster wird uns dessen Einzigartigkeit und Bedeutung für Kreuzberg und Berlin und darüber hinaus.“
In Vorfreude auf das Endprodukt wünschen wir diesem Dokumentarfilm-Projekt weiterhin ein gutes Gelingen!
Mehr Infos im Netz: Kleinod vor dem Umbruch.
Am 11. Januar 1919 starben sieben Männer auf dem Dragonerareal. Sie starben nicht einfach – sie wurden grausam misshandelt, bevor man sie erschoss. Sie starben bei dem Versuch, ein Blutvergießen an 200 bis 300 Menschen zu verhindern, die seit sechs Tagen das sozialdemokratische „Vorwärts“-Druckhaus besetzt hielten. Seit dem frühen Morgen des 11. Januar hatten Regierungstruppen damit begonnen, das damals hinter dem Rondell des Halleschen Tores gelegene Gebäude mit Artillerie und Maschinengewehren zu beschießen. Die Vorderfront des Gebäudes war bereits in Teilen zerstört, Brände griffen um sich. Die sieben Männer waren Parlamentäre, unbewaffnete Verhandler, die weiße Papierfahnen schwenkend auf die Angreifer zugegangen waren.
Sie waren zwischen 20 und 30 Jahre alt und hatten sehr unterschiedliche Berufe, wobei – nicht untypisch für die tragenden Akteure der Novemberrevolution in Berlin – die Metallfacharbeiter unter ihnen überwogen:
Wolfgang Fernbach, 29, Redakteur
Karl Grubusch, 28, Mechaniker
Walter Heise, 24, Schmied
Erich Kluge, 23, Kutscher
Werner Möller, 30, Klempner und Dichter
Arthur Schöttler, 25, Werkzeugmacher
Paul Wackermann, 29, Schlosser
Die damals so bezeichneten Januar-Unruhen im Berliner Zeitungsviertel und insbesondere die Besetzung des Vorwärts stellten ein Aufbäumen der linken Strömungen in der Berliner Arbeiterschaft gegen das Bündnis der mehrheits-sozialdemokratischen Regierung mit antirevolutionären Truppenresten und gerade entstehenden Freikorps im ersten Zyklus der deutschen Novemberrevolution 1918 dar. Das insbesondere der Vorwärts im Zentrum der Besetzungen stand, war kein Zufall. Im Zentralorgan der SPD war die linke Opposition bereits seit dem 24. Dezember als „Verbrecher“ etikettiert worden, als „Wirrköpfe“, die „in der Aufrichtung einer asiatischen Hunger- und Schreckensherrschaft ihr Ziel erblicken“1. Damit wurde ein Ton gesetzt, der in den Januartagen wechselseitig eskaliert wurde, bis Friedrich Ebert am 8. Januar im Kabinett verkündete, dass „die Stunde der Abrechnung naht“, und bis die Regierung am 10. Januar den Aufruf plakatierte, Berlin militärisch von der „Spartakus-Gewaltherrschaft“ zu befreien.
Am 11. Januar waren die Ausführenden der politischen Morde auf dem Dragonerareal dann Offiziere und Soldaten des „Regiment Potsdam“ (später „Freikorps Potsdam“), das den Auftrag zum Sturm des Vorwärts erhalten hatte. Ihr Kommandeur, Major Franz von Stephani, berief sich auf eine angebliche Order aus der Reichskanzlei, als er bereits am Vorabend der Militäraktion an seine Soldaten die Losung ausgab, dass „alles, was aus dem Vorwärts kommt, zu erschießen sei“2. Die grausame Durchführung der Morde – noch eine Stunde später wurde so oft auf die Leichname geschossen, dass die Identifizierung später schwerfiel – zeigt eine enorme Menge akkumulierten Hasses. Dieser wird nur erklärbar, wenn man die Erzeugung von wirkungsmächtigen Zerr- und Feindbildern untersucht. Sie ermöglichten es, eine enthemmte Freund-Feind-Haltung und aktive Bürgerkriegsbereitschaft zu schaffen, sowie die Taten im Nachgang zu legitimieren. Auch juristisch blieben die Morde an den sieben Parlamentären ohne Folgen – niemand wurde je dafür verurteilt.
Einige der Zutaten für den fatalen Cocktail, der damals zusammengebraut wurde, sind heute wieder sehr bedeutsam. Besonders zu erwähnen sind die Verschwörungserzählungen, von denen damals die Dolchstoßlegende und die „Spartakus“-Erzählung dominierten. Mit Letzterer wurde eine im Grunde vielstimmige linke Opposition verkürzend und verfälschend als Erfüllungsgehilfe und Wiedergänger der bolschewistischen Revolution dämonisiert. Dies unter Nutzung der Militarisierung von Sprache und Aktionsformen, die es bei einer Minderheit der Aktivisten tatsächlich gab.
Als UpStadt e.V. interessiert uns daher, wie Verschwörungserzählungen und Hasspropaganda erzeugt werden und wie die Entwicklung von nicht mehr miteinander kommunizierenden (dialogfähigen) Teilöffentlichkeiten bis hin zur Bürgerkriegsbereitschaft verstanden und bearbeitet werden kann.
Neben der Gewaltgeschichte, die sich mit dem Dragonerareal in besonderer Weise verbindet, bieten die wenigen Wochen, die mit der Novemberrevolution begannen, eine spannende und teilweise wenig bekannte Reise in unsere Demokratiegeschichte. Die „Unruhestifter“ von damals kämpften u.a. für direkte Demokratie in Gestalt eines Rätesystems auf politischer Ebene und in den Betrieben, sowie zudem für die Sozialisierung von damals als dafür „reif“ erachteten Sektoren der Wirtschaft3. In einem völlig anderen Szenario als in den Jahren 1918/1919 interessieren uns heute Dinge, die an diese großen Themen inhaltlich anschließen. Denn auch im Ringen um eine gemeinwohlorientierte, nicht den Marktgesetzen unterworfene Entwicklung des Dragonerareals und des Rathausblocks sehen wir diese Fragen neu gestellt. Aktuell wird diese Quartiersentwicklung paritätisch auf der Grundlage einer Kooperationsvereinbarung zwischen Zivilgesellschaft und kommunalen Institutionen ausgehandelt. Weiterhin hat auch die aktuell laufende Kampagne „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“, in der es darum geht, ein Volksbegehren zu einer konkreten Sozialisierungsfrage zu erreichen, diese Themen in neuer Form auf die politische Agenda gesetzt.
1 zitiert nach Mark Jones, Am Anfang war Gewalt, S. 127. Autor war der damalige Chefredakteur Friedrich Stampfer, der am 11.1.1919 in der Dragonerkaserne anwesend war.
2 Aussage v. Stephani vor dem Untersuchungsausschuss über die Januar-Unruhen 1919 in Berlin, in Sammlung der Drucksachen der Verfassungsgebenden Preußischen Landesversammlung 1919, Drucksache Nr. 4121B, Seite 7727 (ähnlich S. 7725)
3 Die Sozialisierungsforderung war damals – ebenso wie die Abschaffung des stehenden Heeres und der Aufbau eines Volksheeres – keine minoritäre Forderung der linken Opposition. Beides fand auch auf dem sozialdemokratisch dominierten „Allgemeinen Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte Deutschlands“, der vom 16. bis 20.12.1918 tagte, eine große Mehrheit.
Wir bedauern sehr, dass wir wegen der aktuellen Corona-Maßnahmen in diesem Januar 2021 – insbesondere auch zur Erinnerung an die Ermordung der sieben Parlamentäre – nicht zu einer Veranstaltung mit Publikum einladen können. Daher beschreiben wir an dieser Stelle, warum uns die Ereignisse des 11. Januar 1919 auf dem Dragonerareal immer wieder beschäftigen.